22. Februar 2025

Wie schreitet der Strukturwandel in Mönchengladbach voran?

Mönchengladbach. Mit dem Vorziehen des Braunkohleausstiegs um acht Jahre auf 2030 haben sich die Herausforderungen und die Dynamik des Strukturwandels in den betroffenen Kommunen des Reviers deutlich erhöht. Was hat sich seitdem in Sachen Strukturwandel in Mönchengladbach getan? Wie hat sich die Verwaltung aufgestellt? Welche Projekte gibt es, und wie ist der jeweilige Projektstand? Auf diese Fragen hat die Verwaltung jetzt in einem Statusbericht Antworten gegeben.

„Wir reden beim Strukturwandel nicht mehr über einen zukünftigen Prozess, sondern wir sind schon mitten drin. Immer mehr Fördermittel und -programme werden bereitgestellt. Wir als Stadt Mönchengladbach sind dank der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre gut aufgestellt und haben auch organisatorisch reagiert, um unsere Strukturwandelprojekte jetzt zum Fliegen zu bringen“ erklärt Claudia Schwan-Schmitz, Technische Beigeordnete der Stadt Mönchengladbach. Statt wie bisher in einer eigenen Stabsstelle gebündelt zu sein, werden Personalstellen für den Strukturwandel künftig in die Linienorganisation eingegliedert.

Bereits jetzt berücksichtigen nahezu alle Dezernate notwendige Veränderungsprozesse mit Blick auf den Strukturwandel und beteiligen sich teils eigenständig an diversen Fördermöglichkeiten. Die Verwaltung versteht den Strukturwandel als grundlegenden Bestandteil ihrer Arbeit, der Schwerpunkte im Bereich Wirtschaftsförderung und Stadtplanung hat. Ein kleines Team Strukturwandel wird deshalb derzeit in der Abteilung Stadterneuerung und Stadtentwicklung aufgebaut, welches sich zukünftig in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Fachbereich Umwelt auch um das Thema Wärmeplanung / Energiekonzept kümmern wird. Eine weitere Stelle ist in der Abteilung Bauleitplanung angesiedelt, da viele Strukturwandelprojekte auch Bebauungsplanverfahren für Gewerbeflächen auslösen. Eine noch zu besetzende Stelle der/des Strukturwandelbeauftragen soll zudem Schnittstellenarbeit in der Verwaltung leisten und die städtischen Interessen im Rheinischen Revier vertreten helfen.

Mit Prioritäten und Pilotprojekten den Strukturwandel meistern Strukturwandel bedeutet, mit den wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen des endenden Braunkohlentagebaus umzugehen. „Für uns als Stadt liegt im Strukturwandel eine große Chance, das Leben und Arbeiten am Wohn- und Wirtschaftsstandort Mönchengladbach nachhaltig neu auszurichten“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. „Das gelingt uns, indem wir einerseits kommunale Aufgaben wie die Gewerbeflächenentwicklung strukturiert und klar priorisiert auf dieses Ziel ausrichten. Mit der Wirtschaftspotentialanalyse haben wir klare Wachstumsbranchen identifiziert, die für neue Arbeitsplätze und nachhaltigen Wohlstand sorgen werden. Gleichzeitig initiieren wir gemeinsam mit unseren städtischen Tochtergesellschaften Leuchtturmprojekte, die die Innovationskraft, den Gründungsgeist und das wissensbasierte Arbeiten am Standort Mönchengladbach auf ein neues Niveau heben“, so der Oberbürgermeister weiter.

Ausgewählte Beispiele für den Strukturwandel in Mönchengladbach:

Prioritätenliste Gewerbe
Gemeinsam mit ihrer Wirtschaftsförderung hat die Stadt Mönchengladbach in einer Prioritätenliste Gewerbe 14 Standorte identifiziert und priorisiert, die großes Potential für eine kurz-, mittel- und langfristige Entwicklung haben. Im Herbst 2024 wurde die Prioriätenliste politisch beschlossen. Seitdem wurden für zwei Gebiete Bauleitplanverfahren eingeleitet. Zudem läuft unter Federführung des Landes eine Machbarkeitsstudie zum JHQ, die auch das Thema Gewerbeflächenansiedlung abdeckt. Darüber hinaus wird eine Beteiligung Mönchengladbachs am interkommunalen Gewerbegebiet Elsbachtal im Grenzgebiet der Städte Jüchen und Grevenbroich erarbeitet.

Altlasten im Boden identifizieren und sanieren Mit dem Tagebau enden auch die Sümpfungsmaßnahmen, die den Grundwasserspiegel senken, um den Tagebau trocken zu halten. Damit das Grundwasser später nicht mit belasteten Böden in Kontakt kommt, sind Bodenuntersuchungen und bei Bedarf Sanierungen erforderlich. In einem ersten Schritt hat Mönchengladbach 16 Untersuchungen für identifizierte Risikoflächen zur Förderung angemeldet.

Wissens- und Innovationscampus (WICMG)
Es ist das Leuchtturmprojekt des Strukturwandels in der Vitusstadt. Auf dem Areal des ehemaligen Polizeipräsidiums entsteht an der Theodor-Heuss-Straße ein Ort für Innovationen, Wissensvermittlung und Pioniergeist. Derzeit laufen die Planungen für den ersten Bauabschnitt an, in dem die bauliche Infrastruktur des Geländes, die ehemalige Turnhalle und das Hochhaus angepackt werden. Neben dem Campus selbst gibt es auch die Vision eines Campus Boulevards als Anbindung an die benachbarte Hochschule Niederrhein. Ob es dafür ebenfalls Förderzugänge gibt, wird derzeit sondiert.

Energie- und Wärmewände
Wo kommt nach dem Zeitalter der fossilen Energieträger Strom und Wärme her? Einen wichtigen Grundstein, um diese Fragen zu beantworten, hat die Stadt in ihrem Energiekonzept vorgelegt. Dieses umfasst auch die gesetzlich vorgeschriebene kommunale Wärmeplanung, die Mönchengladbach als erste Großstadt in NRW Ende 2024 verabschiedet hat. Parallel zur konzeptionellen Arbeit hat die Stadt auch schon an ganz konkreten Lösungen gearbeitet und erfolgreich Fördermittel für Photovoltaik-Anlagen auf 15 städtischen Gebäuden beantragt. Ein erster kleiner Baustein, dem viele weitere folgen werden.

Textilfabrik 7.0 (T7)
Auch in Zeiten globaler Produktionswege ist eine Industrieproduktion im Rheinischen Revier wettbewerbsfähig möglich. Den Beweis dafür erbringt das Projekt „Textilfabrik 7.0“. Im ersten Schritt soll ein Technologie- und Entwicklungszentrum in Mönchengladbach aufgebaut werden. In der zweiten Phase (ab 2029) wird die Entwicklung eines Industrieparks der Zukunft angestrebt. Hier sollen CO2-neutral Produkte entwickelt und produziert werden. Firmenniederlassungen, innovative Produktionsstätten und Start-Ups werden hier Platz finden. T7 ist ein Gemeinschaftsprojekt der Wirtschaftsförderung mit Hochschulen und Textilverbänden.

Quelle: Stadt Mönchengladbach