20. Dezember 2024

Das Bildungsniveau muss verbessert werden

Mittlerer Niederrhein. „Gute Bildung stärkt die Gesellschaft und ist das Fundament der Demokratie.“ Mit diesen Worten begrüßte Dorothee Feller die Mitglieder der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Die Ministerin für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen war in der jüngsten Sitzung des Gremiums zu Gast und betonte die Notwendigkeit, dass das derzeitige Bildungsniveau vieler Kinder und Jugendlicher verbessert werden müsse. Gleichzeitig erläuterte sie, mit welchen bildungspolitischen Maßnahmen die Landesregierung diesem Problem begegnen möchte.

„Um die Produktivität des Wirtschaftsstandortes Nordrhein-Westfalen hochzuhalten und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, brauchen wir alle – jede und jeder Einzelne zählt“, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und nannte Forderungen, die entscheidend für die Zukunft junger Menschen und für die Sicherung der Fachkräftebasis seien. „Es ist dringend notwendig, dass wir mehr Aufklärungsarbeit über Ausbildungsberufe leisten und die Berufsorientierung an allen Schulen ausbauen – auch an den Gymnasien.“ Darüber hinaus müsse das „Startchancen-Programm“ weiterentwickelt werden. Es soll dafür sorgen, dass der Bildungserfolg von der sozialen Herkunft entkoppelt wird. Außerdem forderte Steinmetz, dass die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung gesetzlich verankert wird. Und: Die Arbeitsagenturen müssten die Möglichkeit bekommen, im Rahmen des „Schülerdatenübermittlungsgesetzes“ Daten auch an die Träger der Jugendhilfe und möglichst auch an die Kammern zu übermitteln. „Wir dürfen die Zukunft unserer Jugendlichen nicht dem Zufall überlassen“, betonte der Hauptgeschäftsführer. Es sei an der Zeit, die richtigen Weichen zu stellen.

Welche Weichen aus ihrer Sicht gestellt werden müssen, erläuterte die Ministerin in ihrem Vortrag „Wir brauchen jeden jungen Menschen! Bildungspolitische Maßnahmen in der Beruflichen Bildung“. Die Landesregierung setze bei der Bildung „den absoluten Schwerpunkt“, betonte sie. Entsprechend sei das Bildungsministerium von den Einsparungen, die alle Ressorts erbringen müssten, ausgenommen. Als größte Herausforderung des Bildungsbereichs nannte Feller den Lehrermangel. Derzeit gebe es in Nordrhein-Westfalen 8.000 unbesetzte Lehrerstellen. „Um dem entgegenzuwirken, haben wir 34 Maßnahmen festgelegt.“ Alarmierend sei darüber hinaus das Ergebnis der so genannten IQB-Studie, nach der rund ein Viertel der Grundschülerinnen und Grundschüler in NRW die Mindestvoraussetzungen im Lesen, Schreiben, Rechnen, Zuhören und in der emotional-sozialen Entwicklung nicht erfüllt. „Diese Basiskompetenzen müssen wir stärken“, betonte Feller und verwies auf erste erfolgreiche Maßnahmen wie die Einführung einer verbindlichen Lesezeit von 3 mal 20 Minuten und gute Unterstützungsangebote wie den digitalen Leseraum LeOn. Bei der Förderung dieser Basiskompetenzen spiele auch das bereits erwähnte Startchancen-Programm eine große Rolle, das in Nordrhein-Westfalen in den kommenden zehn Jahren 4,6 Milliarden Euro für Schulen mit einem hohen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Schülerinnen und Schülern bereitstellt. „Wir müssen dafür sorgen, dass in Ihren Betrieben Menschen mit Basiskompetenzen ankommen. Es kann nicht sein, dass ein Azubi nicht in der Lage ist, einen Dreisatz zu lösen“, sagte die Ministerin.

Gleichzeitig betonte sie, dass „Schule nicht alles kann“. So würden Kinder teilweise schon schulunfähig eingeschult. „Wenn zuhause nicht mehr vorgelesen wird, hat das Folgen. Der Sprachschatz leidet darunter.“ Künftig soll die Kompetenz eines Kindes schon bei der Schulanmeldung ermittelt werden. Über das Ergebnis würden die Eltern informiert. „Mein Wunsch wäre eine sich anschließende verpflichtende Förderung. Schließlich können sich fehlende Basiskompetenzen durchs ganze Leben ziehen und den Werdegang eines Menschen negativ beeinflussen“, erklärte die Ministerin.

Verbesserungspotenzial sieht Feller beim Übergang Schule-Beruf. Zwar gebe es zum Beispiel das Projekt „Kein Abschluss ohne Anschluss“ und Übergangslotsen, die den Weg von der Schule ins Berufsleben begleiten. „Aber ich glaube, dass wir in diesem Bereich noch besser werden müssen.“ Wichtig sei es auch, die Eltern stärker in diesen Prozess einzubinden. Über weitere Maßnahmen sei sie auch mit Arbeitsminister Karl-Josef Laumann im Gespräch. Intensivieren müsse man zudem die Digital- und Medienkompetenz junger Menschen. „Die Vermittlung von Medienkompetenz gewinnt immer mehr an Bedeutung; jedoch auch hier gilt, Schule kann nicht alles regeln.

Schließlich appellierte die Ministerin an die Unternehmerinnen und Unternehmer: „Denken Sie auch an die Hauptschülerinnen und Hauptschüler. Das sind tolle junge Menschen, die bereit sind, zu arbeiten. Aber man muss sie abholen.“

Quelle: IHK Mittlerer Niederrhein