Mönchengladbach. Mönchengladbach plant langfristig nur noch mit 13 oder 14 statt wie bisher mit 30 Verwaltungsstandorten. Das geht aus einem Raumkonzept mit einer „Zielperspektive für das Jahr 2034“ hervor, das die Verwaltung aktuell den politischen Gremien vorstellt. Mit der Reduzierung der Standorte soll der massive Sanierungsstau aufgelöst und die Verwaltung in einer modernen und nachhaltigen Arbeitsumgebung untergebracht werden – während gleichzeitig Flächen reduziert und die laufenden Kosten gesenkt werden. Wesentlicher Bestandteil des Raumkonzeptes ist der Rathaus-Neubau in Rheydt, für den der Rat in seiner Sitzung im Dezember den Bau- und Investitionsbeschluss fassen soll. Damit wäre der Weg frei für einen Baubeginn Mitte 2025.
„Der Rathaus-Neubau wird ein wichtiger Impulsgeber für den Standort Rheydt und für eine bürgerfreundliche Verwaltung sein. Er ist gewissermaßen das Herzstück unserer Planung. Gleichzeitig vervollständigen wir mit dem Raumkonzept das Bild und geben Antworten darauf, welche Gebäude wir darüber hinaus halten und entwickeln wollen. Die Perspektive darauf, wie wir Bürgerservice verbessern, moderne Arbeitsplätze realisieren und gleichzeitig Flächen einsparen können, wird immer klarer. Ermöglicht wird das nicht nur durch Baumaßnahmen, sondern auch durch unseren Fahrplan und die großen Erfolge, die wir bei der Digitalisierung der Verwaltung und beim modernen und flexiblen Arbeiten bereits erzielt haben“, unterstreicht Oberbürgermeister Felix Heinrichs.
So werden für die rund 2.500 Beschäftigten in der Kernverwaltung heute noch ebenso viele Arbeitsplätze vorgehalten. Im Zielszenario für 2034 hingegen werden für dieselbe Zahl an Beschäftigten nur noch 1.800 Schreibtisch-Arbeitsplätze eingeplant. Möglich wird das durch Desk Sharing, also die flexible Nutzung verschiedener tätigkeitsbasierter Arbeitsplätze (Schreibtisch in der offenen Bürolandschaft, Stillarbeitsplatz…). Die mobile Arbeitsausstattung der Verwaltungsbeschäftigten, digitale Arbeitsprozesse und regelmäßiges Home-Office lassen diese Flexibilität zu.
Drei Anmietungen und zehn bis elf Gebäude im Eigentum In ihrer Standortplanung setzt die Stadtverwaltung darauf, langfristig mit 13 oder 14 Standorten auszukommen. Darunter sind drei Anmietungen, die erhalten bleiben sollen. Das betrifft zum einen das Vitus-Center in unmittelbarer Nähe zum Gladbacher Hauptbahnhof, das derzeit durch den Fachbereich Bürgerservice unter anderem mit der Ausländerbehörde und der Meldestelle genutzt wird. Weiterhin angemietet werden sollen zudem ein Gebäude an der Albertusstraße 17 in Gladbach (u.a. Bezirksverwaltungsstelle Nord und Bibliotheksverwaltung) und der Standort an der Voltastraße 2. Hier hat die Verwaltung in den vergangenen Tagen erst einen Mietvertrag mit der NEW unterzeichnet, um zusätzlich zu Gebäude 2 das Gebäude 10 anzumieten, indem ab 2026 große Teile des Ordnungsamtes und der Zulassungsstelle konzentriert werden sollen. Definitiv als Interim gedacht und damit zeitlich begrenzt hingegen ist Verwaltungsstandort Nordpark, den die Stadt bei der Santander Bank angemietet hat. Seit August werden die Flächen dort sukzessive von unterschiedlichen Einheiten der Verwaltung belegt.
Im Eigentum möchte die Stadt langfristig 10 bis 11 Standorte erhalten. Klar ist, dass Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten an allen Gebäuden erforderlich sein werden, um diese dauerhaft weiterbetreiben zu können. Gemäß dem Raumkonzept sollen künftig die sechs Bezirksverwaltungsstellen sowie das historische Rathaus Abtei weiterhin zum Gebäudeportfolio zählen. Auch das vom Fachbereich Gesundheit genutzte Dienstgebäude Am Steinberg 55 wird weiter benötigt. Mit mehr als 600 Schreibtisch-Arbeitsplätzen für rund 850 Beschäftigte wird das Neue Verwaltungsgebäude Rheydt vorerst die größte Immobilie im zukünftigen Portfolio sein. Darüber hinaus werden ein oder zwei weitere große Standorte benötigt. Möglich wäre etwa, das ehemalige Karstadt-Gebäude in Rheydt sowie das Verwaltungsgebäude Oberstadt an der Aachener Straße zu sanieren. Daneben steht die Alternative, einen Standort anzumieten. Sollte das ehemalige Karstadt-Gebäude hingegen – wie in einer Machbarkeitsstudie bereits skizziert – als Bauteil B des Neuen Verwaltungsgebäude umfassend umgebaut werden, könnte auf das Verwaltungsgebäude Oberstadt sogar langfristig verzichtet werden. Eine Beschlussfassung zu diesem nächsten Schritt wird 2026/2027 notwendig.
Rathaus-Neubau: „Der Weg für den Bau- und Investitionsbeschluss ist frei“
Aktuell in der politischen Beratung und Beschlussfassung ist der Bauteil A des Neuen Verwaltungsgebäudes Rheydt. Er umfasst den Gebäudeblock rund um das historische Rathaus und das ehemalige Königlich preußische Bezirkskommando. Das Baufeld erstreckt sich zwischen Marktplatz und Stresemannstraße sowie zwischen Limitenstraße und der Gasse „Am Neumarkt“. Lediglich die Gebäude an der Ecke Limiten-/Stresemannstraße sind nicht im städtischen Eigentum und daher bei den Planungen außen vor. Ein wesentliches Element der Planung ist die lichtdurchflutete Bürgerhalle, in der sich Verwaltungsmitarbeitende in Beratungsboxen zu Kundenterminen mit Bürgerinnen und Bürgern treffen und weitere Serviceleistungen der Stadtverwaltung in Anspruch nehmen können. Den Eingangsbereich zum Neuen Verwaltungsgebäude Rheydt und dieser zweigeschossigen Bürgerhalle wird ein gläserner Gebäudebaustein zwischen den beiden Denkmälern bilden. Neben den modernen Arbeitswelten für die Beschäftigten ist eine zweigruppige KiTa Bestandteil der Planung.
Erst im Juni hatte die Verwaltung der Politik eine sogenannte Vorplanung mit Kostenschätzung für den Bauteil A vorgelegt. Nur ein halbes Jahr später präsentieren die Planer nun eine beschlussreife Entwurfsplanung mit Kostenberechnung. Mit rund 119 Mio. Euro liegt das Projekt weiterhin im Budget. „Wir hatten in der letzten Planungsphase der Kostenschätzung bereits eine hohe Detailtiefe, weil wir einerseits viele Aspekte der alten Rathausplanung aufgreifen konnten und andererseits mit einem eingespielten Team aus Kolleginnen und Kollegen und externen Planern agieren“, erklärt Technische Beigeordnete Claudia Schwan-Schmitz. „Es freut mich sehr, dass wir mit dieser hohen Schlagzahl jetzt bei der detaillierteren Kostenberechnung sowohl den Zeitplan als auch die Kosten einhalten können. Der Weg für den Bau- und Investitionsbeschluss ist frei, die Grundlagen dafür sind erstellt“, so Schwan-Schmitz. Sollte der Rat den Beschluss Mitte Dezember fassen, sollen erste Abrissarbeiten Mitte 2025 starten. Bleibt das Projekt ohne unvorhergesehene Verzögerungen, könnte das Neue Verwaltungsgebäude Rheydt Anfang 2029 fertig werden.
Im Bauteil B – dem ehemaligen Karstadt-Gebäude – könnten laut einer vorliegenden Machbarkeitsstudie eine Erweiterung der Bürgerhalle, ein für Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit gleichermaßen nutzbarer Konferenzbereich sowie bis zu 750 weitere Schreibtisch-Arbeitsplätze realisiert werden. All das bedarf aber einer entsprechenden Planung, Finanzierung und politischen Beschlusslage und kann zeitlich erst nach Bauteil A erfolgen. Um das zentrale Karstadt-Gebäude schon kurzfristig wieder zu einem belebenden Ort für den Stadtteil Rheydt zu machen, hat die städtische Entwicklungsgesellschaft EWMG Planungen aufgenommen, die zum Markt hin gelegenen Flächen des Erdgeschosses für die Stadtbibliothek dauerhaft herzurichten. Der rückwärtige Erdgeschossbereich soll für Fahrrad-Mobilitätsangebote und die Baustelleneinrichtung für das Bauteil A genutzt werden.
Derzeit befindet sich die Stadtbibliothek im zweiten Obergeschoss des ehemaligen Karstadt-Gebäudes. Dieser Bereich könnte nach dem Umzug genutzt werden, um hier 88 Interims-Arbeitsplätze im Zuge der Bauphase von Bauteil A unterzubringen. Entgegen ursprünglicher Überlegungen ist die Erdgeschossnutzung durch die Stadtbibliothek nicht mehr als vorübergehende Lösung geplant. Stattdessen soll das Erdgeschoss technisch und baulich vom restlichen Gebäude so entkoppelt werden, dass die Nutzung auch bei einem großangelegten Umbau des Karstadt-Gebäudes fortgeführt werden kann. Die Interims-Unterbringung der Meldestelle und Bezirksverwaltungsstelle Rheydt im Erdgeschoss des Karstadt-Gebäudes ist damit vom Tisch. Für sie soll stattdessen eine ehemalige Bankfiliale auf der Stresemannstraße angemietet werden. Den notwendigen Beschluss für die Anmietung soll der Ausschuss für Betriebe und Vergabe im Dezember fällen.
Quelle: Stadt Mönchengladbach
Für den Bauteil A des Neuen Verwaltungsgebäudes Rheydt könnte der Rat im Dezember der Bau- und Investitionsbeschluss fassen. Erste Bauarbeiten wären dann Mitte 2025 möglich. | © sop-Architekten; Visualisierung: moka studio