Kreis Kleve/ Geldern – Kerken. Die Karte der Weinanbaugebiete in Deutschland wurde neu geschrieben. Nicht nur in Rheinhessen, in der Pfalz und im Moseltal ranken sich Reben an den Stöcken empor, auch im Gelderland wachsen und gedeihen inzwischen Weintrauben. Winzer Gianluca Antoniazzi keltert sie in Kerken und vertreibt den Wein anschließend in seinem Weinhandel Viniazzi in Geldern-Pont sowie im Online-Shop. Die Wirtschaftsförderung Kreis Kleve besuchte Antoniazzi nun in seinem Weinkeller auf dem Hof von Johannes Deselaers in Kerken. Anlass war die Sommertour 2024, die unter dem Motto „Kulinarische Reise – Eine Genusswoche im Kreis Kleve“ steht.
Die Delegation rund um Brigitte Jansen, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve, war beeindruckt von der Leidenschaft, mit der der junge Winzer im Kreis Kleve Wein produziert. „Sie machen etwas außergewöhnliches – und das mit Erfolg: Vergangenes Jahr konnten Sie den ersten Ertrag ernten und ihren Erstlings-Jahrgang präsentieren“, sagte Jansen. Auch Bärbel Wolters, stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt Geldern, Renate Fürtjes, stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Kerken, und Nicole Thissen, Wirtschaftsförderin der Gemeinde Kerken, hatten viel Lob für den Winzer im Gepäck. Mit Recht: Antoniazzi hat es in wenigen Jahren geschafft, den ersten Weinhof am Niederrhein zu etablieren.
„Im elterlichen Restaurant All´Arco kam ich schon früh mit der Materie Wein in Berührung. Hinzu kam meine Leidenschaft für die Natur, die Freude am Kontakt und Austausch mit Menschen sowie der Wunsch, etwas mit den eigenen Händen zu erschaffen“, blickt der junge Gelderner zurück. Schon 2018, zwei Jahre bevor er seinen Weinhandel eröffnete, beantragte Antoniazzi offiziell, Reben in seiner Heimat anpflanzen zu dürfen. Nachdem er Brief und Siegel in Händen hielt, legte er 2021 direkt mit dem Weinanbau los. 2023 kamen die ersten 5.000 Flaschen seines selbst produzierten Rebsafts der Marke „Weinhof Viniazzi“ in die Regale seiner Weinhandlung. „Die Böden hier bieten sehr gute Voraussetzungen für den Weinanbau und das Klima wird auch immer wärmer, was dem Wein natürlich entgegenkommt“, sagt Antoniazzi.
In diesem Jahr richtete er seinen eigenen Weinkeller auf dem Hof von Deselaers in Kerken ein; das ermöglicht ihm, die Produktion deutlich auszuweiten. 20.000 Liter fassen die Edelstahl-Tanks, Antoniazzi rechnet in diesem Jahr mit einem Ertrag von 10.000 bis 12.000 Litern, was rund 15.000 Flaschen Wein entspricht. Anfang Oktober kommt zunächst Antoniazzis Federweißer in seine Weinhandlung, zwei bis drei Monate später der Wein des Jahrgangs 2024. „Wir haben uns für fünf verschiedene Rebsorten entschieden, darunter sind drei Weißweinsorten mit Muscaris, Johanniter und Riesel, sowie zwei Rotweinsorten mit Cabaret Noir und Satin Noir. Sekt soll im kommenden Jahr hinzukommen“, erläuterte der Winzer den Gästen bei der Sommertour.
Schon jetzt sei der Weinhof von Viniazzi mit seinen dreieinhalb Hektar der drittgrößte in NRW, so Antoniazzi. Doch er hat noch viel vor. „Wir wollen Weinanbauregion werden und uns dafür mit Landwirten, die auch Weinanbauer werden wollen, zusammenschließen“, berichtete Antoniazzi. Sobald man fünf Jahre in Folge einen Ertrag vorweisen könne, sollte es dann auch möglich sein, die Regionsbezeichnung „Niederrhein“ vorne aufs Etikett zu bringen, so der ausgebildete Winzer weiter. Mittelfristig will der studierte Oenologe die Produktion auf 40.000 Liter Wein ausbauen, gut vorstellen kann er sich ein eigenes klassisches Weingut mit angeschlossenen Ferienwohnungen.
Auch wenn es viel Freude bereitet, das Ergebnis in Flaschen abgefüllt zu sehen – der Weinanbau ist harte Arbeit. Gut, dass Gianluca Antoniazzi die Unterstützung seiner ganzen Familie sicher ist. Selbst die zweijährige Tochter brachte sich bereits ein: Sie malte das Etikett, das die Flaschen mit dem lokalen Wein ziert.
Das Team der Wirtschaftsförderung Kreis Kleve und alle Gäste der Sommertour wünschten dem Winzer weiter viel Erfolg und sind zuversichtlich, dass man künftig noch viel Gutes vom „Wein vom Niederrhein“ hören wird.
Quelle: WFG Kreis Kleve
Von links: Fabienne van Lier und Marc Cattelaens (Wirtschaftsförderung Kreis Kleve), Winzer Gianluca Antoniazzi, Renate Fürtjes (stellvertretende Bürgermeisterin Gemeinde Kerken), Brigitte Jansen (Geschäftsführerin Wirtschaftsförderung Kreis Kleve), Bärbel Wolters (stellvertretende Bürgermeisterin Stadt Geldern), und Nicole Thissen (Wirtschaftsförderin Gemeinde Kerken) im Weinkeller in Kerken. | Foto: WFG Kreis Kleve