Mönchengladbach. Voraussichtlich bis Ende der 2060er Jahre soll der See im Bereich des heutigen Tagebaus Garzweiler vollständig befüllt sein. Mit einem Masterplan hat der Zweckverband Landfolge Garzweiler nun konkrete Vorstellungen präsentiert, wie das Gewässer und die umliegende Landschaft bis dahin – aber auch schon in der Befüllungsphase – genutzt und gestaltet werden sollen. Als einen von sieben Lupenräumen nimmt der Masterplan den Uferbereich in Mönchengladbach-Wanlo konkret in den Blick. Was genau geplant ist, hat die Stadtverwaltung gemeinsam mit dem Zweckverband nun den Fachpolitikerinnen und -politikern im Umweltausschuss präsentiert.
Die Technische Beigeordnete Claudia Schwan-Schmitz, die Mönchengladbach im Lenkungsausschuss des Zweckverbands vertritt, sieht in den Planungen einen wichtigen Schritt: “In dem See vor unserer Tür liegt ein gewaltiges Potential, die Attraktivität von Mönchengladbach als Wohnort, Freizeit- und Wirtschaftsraum zu stärken. Die Vision, die der Masterplan für das Ufer in Wanlo zeichnet, macht richtig Lust auf diese Zukunft. Und die entwickelt sich nicht erst in vielen Jahren, sondern passiert Schritt für Schritt. Wir haben das Glück, dass auch viele Bürgerinnen und Bürger von Wanlo das als große Chance verstehen und sich bereits zahlreiche Gedanken gemacht haben. Zum Beispiel darüber, wie Wanlo als Hauptstandort für die Internationale Gartenausstellung 2037 von der Neugestaltung profitieren kann. Es werden also zurzeit schon viele zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklungen angestoßen.”
Strand und Hafen, Inselblick und Seeablauf An dem rund 2 Kilometer langen Uferabschnitt in Wanlo soll ein Tourismus- und Freizeitcenter entstehen, das sowohl für die Menschen aus dem Einzugsgebiet Mönchengladbach-Erkelenz, als auch für externe Besucher das “Gesicht des Sees” wird. Von hier wird man einen guten Blick auf den gesamten See und in die Tagebaufolgelandschaft genießen können. Doch auch am Ufer selbst gibt es einiges zu erleben: Den nördlichen Teilbereich prägt ein ca. ein Hektar großer Strand. Südlich daran wird die Wanloer Marina grenzen. Sie soll als Sportboothafen Liegeplätze für etwa 300 Boote bieten. Aber auch eine Anlegestelle für Fahrgastschiffe und Nutzungsperspektiven für lokale Wassersportvereine sind angedacht.
Südlich der Marina folgt ein deutlicher topographischer Einschnitt. Hier entsteht der Seeablauf zur Niers, der künftig als Quelle die Niers und ihre Auen speisen soll. Als naturnah gestaltetes Biotop stellt der Seeablauf auch für Tiere und Pflanzen eine wichtige Verbindung zu den ökologisch hochwertigen Lebensräumen der Auen her. Erlebbar wird der Seeablauf für Besucherinnen und Besucher von einem Aussichtspunkt. Dazu ist die Anbindung an den Niersradweg entlang des Seeablaufs angedacht.
Hinter dem direkten Seeufer verläuft mit dem Seerundweg ein attraktiver Freizeitradweg. Er soll schon während der Befüllung des Sees eine Art Initialzündung für die touristische Nutzung der Tagebaufolgelandschaft sein und die Dörfer, Landschaften und Freizeitregionen miteinander verbinden. Hinter dem Rundweg sind mehrere Flächen für gewerbliche Freizeitangebote vorgesehen, darunter eine Camping- und Ferienanlage. Ebenfalls im Rückraum wird eine als Park angelegte “Seeachse” von einem noch nicht näher bestimmten Impulsbau samt Mobilstation im Norden nach Südosten zu dem Aussichtspunkt am Seeablauf führen.
Über die Seeplanung
Der Masterplan zur Seeentwicklung ist ein informelles und dynamisches Planungsinstrument, dient als Gerüst für die langfristige Entwicklung der Tagebaufolgelandschaft und wurde Anfang 2025 von der Verbandsversammlung des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler, der Mönchengladbach und die weiteren Anrainerkommunen angehören, verabschiedet. Die Masterplanung dient auch als interkommunaler Beitrag für das laufende Änderungsverfahren des Braunkohlenplans und für die Weiterentwicklung der Regionalpläne. Ziel des Plans ist die Verbindung der Tagebaufolgelandschaft mit der Umgebung und die Entwicklung eines gemeinsamen Sees mit vielfältigen, räumlich gut verteilten Nutzungen. Neben intensiv genutzten Bereichen – vor allem für Naherholung und später auch vermehrt den Tourismus – sollen große Bereiche der Natur vorbehalten bleiben.
In den ehemaligen Tagebauanrainerdörfer sollen aber auch neue Bereiche für zukünftiges Wohnen entstehen, die sich behutsam in das bestehende städtebauliche Gefüge integrieren. Hierfür setzt der Masterplan frühzeitig Leitplanken und städtebauliche sowie landschaftsgestalterische Impulse, die eine ausreichende Flexibilität besitzen, um spätere Entwicklungen aufgreifen zu können. Für Wanlo wurden im Masterplan zum Beispiel zwei Flächen im Süden des bestehenden Dorfgebietes identifiziert, die das Potential für eine zukünftige behutsame Siedlungserweiterung besitzen.
Die Masterplanung erfolgte in einem dreistufigen Prozess auf unterschiedlichen Darstellungsebenen und unter breiter Beteiligung der Öffentlichkeit. Die detaillierteste Ebene der Darstellung ist für die sieben Orte entlang des Uferbereichs erfolgt, die sogenannten Lupenräume. In einem städtebaulichen Maßstab stellt der Masterplan die einzelnen Entwicklungen dar. Dazu zählen der Eventstandort Jüchen-Hochneukirch, die Strandlandschaft bei der jetzigen Bandtrasse zwischen Jüchen und Jackerath und die geplante Marina sowie der Strand- und Freizeitbereich in Titz-Jackerath. Weitere Lupenräume sind der Strand mit Sporthafen und schwimmenden Bauten bei Erkelenz-Holzweiler, das mögliche Seedorf Erkelenz-Keyenberg und schließlich das Freizeit- und Tourismuszentrum Mönchengladbach-Wanlo.
Die Befüllung des Sees mit Rheinwasser beginnt nach Beendigung des Tagebaus im Jahr 2036 und dauert voraussichtlich über drei Jahrzehnte bis etwa 2066. Bereits in den 2040er Jahren wird der See, der einmal 2.200 Hektar groß und 170 Meter tief sein soll, der Höhe nach zur Hälfte gefüllt sein. Dann sollen erste Nutzungen der Wasserflächen ermöglicht werden. Gleichzeitig stehen Böschungen und Uferbereiche, die am Ende unter Wasser liegen werden, für zeitlich befristete Nutzungen zur Verfügung. Rund 450.000 Menschen leben im direkten Einzugsgebiet des Sees, der an Mönchengladbach, Jüchen, Grevenbroich, Bedburg, Titz und Erkelenz grenzt.
Mehr Informationen zur Seeplanung finden Sie unter www.landfolge.de/seeentwicklung
Quelle: Stadt Mönchegnladbach

Blick auf das Wanloer Ufer mit dem Niersablauf links, dem Hafen und den Freizeitnutzungen in der Mitte und dem Strandabschnitt rechts. Im Anschnitt dargestellt: eine schwimmende Insel auf dem See. | © Zweckverband Landfolge Garzweiler | Illustration: RHA