Mönchengladbach. Ab sofort erhalten Mittelständler aus der Textil- und Bekleidungsbranche wertvolle Unterstützung dabei, ihre technologischen oder innovativen Herausforderungen durch eigens dafür gescoutete Startups aus ganz Europa bearbeiten zu lassen. Die Idee: Gemeinsame Projekte, Pilotversuche oder Machbarkeitsstudien sollen entstehen, der Innovationszufluss in die Stadt gestärkt und die bereits bedeutende Rolle Mönchengladbachs auf der textilen Startup-Landkarte weiter ausgebaut werden. Geplant ist eine „TexTech Startup Challenge“, die noch vor Weihnachten startet und im Frühjahr 2025 in eine große Abschlussveranstaltung mündet.
Mönchengladbach geht neue Wege, um das bestehende Startup-Ökosystem im Bereich Textiltechnologie zu stärken: Erstmals kommt das Modell des „Venture Clienting“ zum Einsatz, also die Zusammenarbeit von Unternehmen und Startups an Pilotprojekten und Proof-of-Concepts (Machbarkeitsnachweisen). Finanziert durch die Stadt Mönchengladbach, vorangetrieben durch Oberbürgermeister Felix Heinrichs sowie die städtische Wirtschaftsförderung (WFMG) und letztlich umgesetzt durch den Dienstleister 1stMOVER, soll auf diese Weise nicht nur die Zusammenarbeit von textilem Mittelstand und Startups intensiviert, sondern auch ein weiterer Nachweis dafür erbracht werden, dass Mönchengladbach der ideale Standort für einen europaweiten Startup-Hub (= Zentrum) für Textiltechnik wäre. Dies hatte 2022 bereits eine Machbarkeitsstudie bestätigt, aufgrund fehlender Förderzugänge konnte das Vorhaben bis dato jedoch nicht vollumfänglich umgesetzt werden. Die „TexTech Startup Challenge“, die im Erfolgsfall verstetigt und neben der jährlichen „TexTech Startup Night“ im November zum zweiten wiederkehrenden Leuchtturmformat für die Branche werden soll, wird seitens der Verantwortlichen somit als sinnvoller Zwischenschritt auf dem Weg zur „großen Lösung“ gesehen – soll sie doch insbesondere den Mittelstand zur Teilnahme aktivieren.
„Unser Anspruch muss sein: Wer etwas in der Textilindustrie bewegen und entwickeln möchte, muss nach Mönchengladbach kommen und darf an der Stadt nicht vorbeikommen. Wir müssen groß denken“, sagt OB Heinrichs. „Mehr als 300 Startups aus ganz Europa sind das Potential, das wir abschöpfen und über gezieltes Matchmaking in Verbindung mit dem Mittelstand bringen können.“ Dieser sei zwar bereits innovativ unterwegs. „Gleichwohl verspreche ich mir von dem Vorhaben, dass wir konkrete neue Lösungen für den Mittelstand identifizieren und gleichzeitig Gründern aus NRW, Deutschland und ganz Europa hier vor Ort in Mönchengladbach eine Startrampe für ihre Ideen bieten können.“ 1stMOVER ist auf die Zusammenarbeit von etablierten Unternehmen und jungen Technologieanbietern spezialisiert; das Unternehmen hat etwa den Digitalhub Düsseldorf/Rheinland als Geschäftsführung mit aufgebaut und den Essener H2UB Wasserstoff-Startup-Hub konzipiert, in Betrieb genommen und einem festen Team übergeben.
Im ersten Schritt wurden bereits die Geschäftsführungen zahlreicher Unternehmen aus der örtlichen Textil-, Bekleidungs- und Textilmaschinenindustrie kontaktiert, bis zum 15. Januar 2025 besteht nun die Möglichkeit, sich unter oberbuergermeister@moenchengladbach.de für die „Challenge“ anzumelden. Nach einer Bedarfsabfrage, an welchen Herausforderungen oder Innovationslösungen jeweils konkret gearbeitet werden soll, erfolgt die Zusammenführung mit den Anbietern möglicher Lösungen aus dem europaweiten Startup-Kosmos für Textiltechnik. Die Vertraulichkeit sensibler Informationen bleibt dabei über den gesamten Prozess hinweg gewahrt. Durch die auf diese Weise entstehenden Kooperationen bekommen die Mönchengladbacher Unternehmen etwa frühzeitige Einblicke in individuell relevante Trends und Innovationen, erhalten Lösungen für konkrete Innovationsbedarfe, ohne dabei allein das Risiko einer Eigenentwicklung zu tragen, und haben den Vorsprung, als Erstes neue Startup-Lösungen zu testen und bei Erfolg zu implementieren. Den Startups wiederum winkt die Aussicht auf Pilotkunden, eine Möglichkeit, die Bedürfnisse der Unternehmen am Absatzmarkt besser zu verstehen, sowie einen verbesserten Endkunden-Marktzugang durch die Partnerschaft mit etablierten Unternehmen.
Die TexTech Startup Challenge ist dabei eingebettet in eine ganze Reihe von Maßnahmen und Strategien zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Mönchengladbach und der Transformation hin zur Wissenswirtschaft. So ist sie ein wichtiger Baustein der städtischen Gesamtstrategie sowie des Strukturwandels und ergänzt damit gleichzeitig Projekte wie die in Entwicklung befindliche Textilfabrik 7.0. Ebenso zahlt sie auf die Erkenntnisse der Wirtschaftspotenzialanalyse ein.
Das Venture Clienting ist ein noch relativ neues Kooperationsmodell und beschreibt eine strategische Partnerschaft zwischen etablierten und sehr jungen Unternehmen. In der Stadt unterhält die NEW-Gruppe bereits eine eigene Venture-Clienting-Einheit namens „NEW Spark“ und macht damit positive Erfahrungen. So habe man bisher über 1.500 Startups weltweit gescoutet, mehr als 30 Vermittlungen für diverse NEW-Geschäftsbereiche durchgeführt und über 30 Millionen Euro an potenziellen Kosteneinsparungen/Ertragssteuerungen identifiziert. Mit der TexTech Startup Challenge folgt nun der Versuch, in Mönchengladbach und Umgebung auch die regionale Textil- und Bekleidungsindustrie von den Vorzügen des Modells zu überzeugen.
Quelle: WFMG