7. May 2025

Mönchengladbach bringt Startups und Unternehmen auf Innovationskurs

Mönchengladbach. Wie kann Innovation in einer traditionsreichen Branche wie der Textilindustrie konkret angestoßen werden? Die Antwort lieferte jetzt die erste TexTech Startup Challenge in Mönchengladbach: sechs Unternehmen, zwölf Startups – und acht direkt aus dem Event hervorgegangene Kooperationsansätze. Das neue Veranstaltungsformat zeigt, wie wirkungsvoll der Austausch zwischen etablierten Firmen und jungen Technologieanbietern sein kann, wenn er gezielt orchestriert wird.

Die TexTech Startup Challenge entwickelte sich aus der städtischen Potenzialanalyse zur wirtschaftlichen Entwicklung Mönchengladbachs – ein Prozess, der auf Initiative von Oberbürgermeister Felix Heinrichs gemeinsam mit der WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH, lokalen Unternehmen und weiteren Partnern angestoßen und gestaltet wurde. Ziel war es, konkrete Zukunftschancen für den Standort zu identifizieren – praxisnah, umsetzungsorientiert und mit Blick auf einen aktiven Strukturwandel. Die Challenge ist eine der ersten sichtbaren Maßnahmen daraus und fügt sich in die städtische Gesamtstrategie ein, die auf neue Wertschöpfung, gezielte Partnerschaften und wissensbasierte Entwicklung setzt – insbesondere in Branchen, in denen Mönchengladbach bereits heute gut aufgestellt ist. Finanziert wurde die Challenge ebenfalls durch die Stadt – als Ausdruck des klaren Willens, wirtschaftliche Innovation nicht nur anzustoßen, sondern auch konkret zu ermöglichen.

„Wirtschaftliche Entwicklung ist keine abstrakte Größe – sie entscheidet darüber, ob ein Standort zukunftsfähig ist, ob Arbeit entsteht, ob Menschen Perspektiven haben“, sagt Oberbürgermeister Felix Heinrichs. „Deshalb ist es für uns als Stadt entscheidend, gezielt Räume für Innovation zu schaffen – wie mit dieser Challenge. Dabei geht es nicht nur um technologische Impulse, sondern auch um Arbeitsplätze, Ausbildungsperspektiven und faire Zukunftschancen – insbesondere in einer Region im Wandel.“

Ein starkes Zeichen für Strukturwandel und Standortentwicklung
Konzipiert und operativ realisiert wurde das Format vom Innovationsdienstleister 1stMOVER, der auf die Zusammenarbeit etablierter Unternehmen mit jungen Tech-Anbietern spezialisiert ist. Die WFMG begleitete die Maßnahme als strategischer Partner. Unterstützt wurde das Projekt zudem durch die Marketinggesellschaft MGMG. In einem mehrstufigen Verfahren wurden über 400 Startups aus dem In- und Ausland identifiziert und geprüft. 1stMOVER führte gezielte Auswahlprozesse durch, sprach über 50 Teams direkt an und kuratierte schließlich 18 konkrete Startup-Unternehmen, die zu den Innovationsbedarfen der beteiligten Firmen passten.

Zwölf von ihnen präsentierten ihre Lösungen jetzt beim Finale der Challenge, das in der Textilakademie NRW startete und auf dem Wissens- und Innovationscampus (WIC) fortgesetzt wurde. Der WIC wurde dabei nicht zufällig gewählt: Als zentraler Ort für Forschung, Bildung und Innovation in Mönchengladbach steht er exemplarisch für den Wandel des Standorts – von industriellen Wurzeln hin zu einem wissensgetriebenen Ökosystem.

„Wir sehen unsere Rolle nicht als Berater, sondern als Möglichmacher“, erklärt Dr. Klemens Gaida, Geschäftsführer von 1stMOVER. „Die TexTech Challenge war in ihrer Tiefe, Präzision und Geschwindigkeit ein echtes Gemeinschaftswerk – getragen von mutigen Unternehmen, offenen Startups und einer Stadt, die Innovation ernsthaft gestalten will.“

„Auch wir selbst haben mit dem Format ein Stückweit Neuland betreten“, ergänzt sein Mitstreiter Georg Brutzer. „Es war fantastisch zu sehen, dass sowohl Unternehmen als auch Startups mit leuchtenden Augen aus dem Tag herausgegangen sind.“ Besonders beeindruckt habe ihn, „dass am Veranstaltungstag selbst noch so viele spontane Matches entstanden sind und quasi keine Minute Leerlauf herrschte“.

Von der Idee zum echten Match
Startups wie TexTracer (Niederlande), Octo (Mönchengladbach) oder OceanSafe (Schweiz) trafen im Rahmen der Challenge auf Branchengrößen wie Alberto, AUNDE oder Fynch-Hatton. In intensiven Deep-Dive-Gesprächen wurden konkrete Lösungsansätze für drängende Fragen der Industrie entwickelt – von biologisch basierten Textilfarben über KI-gestützte Produktionsplanung bis hin zu neuen Verpackungssystemen. „Die TexTech Challenge zeigt, dass Mönchengladbach nicht nur auf eine stolze textile Vergangenheit blickt, sondern aktiv eine innovative Zukunft gestaltet“, betont OB Heinrichs. „Sie ist Teil eines größeren Weges, den wir als Stadt konsequent gehen – strukturiert, partnerschaftlich und mit Blick auf das Morgen.“

Friedhelm Lange, Geschäftsführer von WFMG und MGMG, hebt hervor: „Wir haben hier nicht einfach ein weiteres Netzwerkformat gestartet, sondern gemeinsam ein echtes Innovationsinstrument geschaffen. Der Ansatz, Unternehmen ganz konkret bei ihren Innovationsbedarfen zu unterstützen und sie mit gezielt ausgewählten Lösungen zusammenzubringen, ist arbeitsintensiv – aber er funktioniert. Die Resonanz der Teilnehmenden spricht für sich. Unser Ziel ist es nun, dieses Modell auf weitere Branchen zu übertragen, die für Mönchengladbach strategisch relevant sind.“

Ausgezeichnete Ideen, gelebte Partnerschaft
Als „Bestes Match“ wurde am Ende die Zusammenarbeit zwischen Fynch-Hatton und dem niederländischen Startup TexTracer ausgezeichnet, das Transparenz in textile Lieferketten bringt. Die Auszeichnung für die „Beste Innovation“ erhielt das Mönchengladbacher Hochschul-Spin-off Octo mit seinem wasserabweisenden Garn. Zu gewinnen gab es in erster Linie Wildcard-Slots für die „TexTech Startup Night“ im November.

Stimmen aus der Industrie
Die teilnehmenden Unternehmen waren nicht nur Impulsgeber, sondern prägten die Challenge aktiv mit. Und zeigten sich überzeugt – von der Tiefe der Gespräche, der Qualität der Startup-Kontakte und dem hohen Innovationspotenzial des Formats: „Ein durchaus gelungenes Event, bei dem sich lokale Wirtschaftsunternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie mit europäischen Startups vernetzen konnten“, urteilt der Geschäftsführer von AUNDE, Peter Bolten. „Dies fördert den Textilstandort Mönchengladbach – die Challenge könnte ein neues Format im jährlichen Wechsel zur Nachwuchsmesse ‚MG zieht an‘ werden.“

Auch bei Cinque Moda war die Resonanz eindeutig positiv. Winfried Eitel, zuständig für Administration und Personal, betont: „Das Finale war für uns ein intensiver, aber vor allem inspirierender Tag. Die Vielzahl frischer Ideen – auch jenseits unserer eigenen Challenges – hat unseren Blick auf innovative Branchentrends erweitert. Besonders begeistert haben uns die ausführlichen Deep-Dive-Gespräche mit den Startups – offen, konstruktiv und auf Augenhöhe.“ Mit den Startups Hey Circle und The Ocean Package starte man nun in eine gemeinsame Testphase zur Erprobung neuer Mehrwegverpackungen für die Filiallogistik.

Auch die nationale und internationale Perspektive – mit beteiligten Startups unter anderem aus den Niederlanden, Großbritannien, der Schweiz und Italien – kam nicht zu kurz: „Die TexTech Challenge hat gezeigt, wie schnell echte Kooperationen entstehen können, wenn Unternehmen und Startups auf Augenhöhe zusammenkommen“, sagt Joshua Linn, Gründer und Geschäftsführer von The Ocean Package UG aus München. „Für uns war das Format nicht nur ein Wettbewerb, sondern der Startpunkt für eine vielversprechende Pilotierung und neue Partnerschaften.“

Der Startpunkt für mehr
Was mit einem Pilotprojekt begann, wird nun systematisch weiterentwickelt. Erste Pilotierungen sind angestoßen – nun gilt es, daraus belastbare Kooperationen und dauerhaft wirksame Strukturen zu formen. Die Stadt Mönchengladbach prüft bereits eine Übertragung auf andere Schlüsselbranchen. Die TexTech Startup Challenge hat gezeigt, wie erfolgreich echte Kollaboration zwischen Startups und etablierten Unternehmen sein kann – und wie daraus zukunftsfähige Partnerschaften, Geschäftsmodelle und Innovationsnetzwerke entstehen.

Gruppenfoto nach dem Pitch-Finale am Abend im Wissens- und Innovationscampus. | Foto: Esteban Sierra (content in motion) für WFMG / Stadt Mönchengladbach