Krefeld/ Mönchengladbach. Das Rheinische Revier soll zu einer Modellregion der nachhaltigen und wettbewerbsfähigen Bioökonomie werden. Doch woher kommen die benötigten Rohstoffe? Welche Produkte lassen sich aus Biomasse gewinnen? Wie schaffen es innovative Ideen in den Markt? Mit diesen Fragen beschäftigen sich 37 Promovierende des Graduiertenclusters „AUFBRUCH“, welches Anfang Juli mit einer Auftaktveranstaltung startete.
Das Ziel von „AUFBRUCH“ ist es, junge Wissenschaftler:innen zu befähigen, die zukünftige Bioökonomie des Rheinischen Reviers mitzugestalten. Damit dies gelingt, haben sich erstmals drei Universitäten, drei Fachhochschulen, darunter die Hochschule Niederrhein (HSNR), sowie eine Forschungseinrichtung und ein Innovationsnetzwerk fachübergreifend zusammengeschlossen, um die Doktorand:innen zu begleiten. Darüber hinaus erhalten 150 Bachelor- sowie Masterstudierende eine betreute Ausbildung im Cluster. Das von der Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen geleitete Projekt wird mit 12,5 Millionen Euro vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Rund 905.000 Euro gehen davon an die HSNR.
Um die Herausforderungen des bioökonomischen Strukturwandels zu bewältigen, werden komplexe Probleme interdisziplinär gelöst. Bei den von den Doktorand:innen bearbeiteten Innovationsfeldern wird nicht nur die bioökonomische Forschung gefördert, sondern auch Möglichkeiten mitgedacht, wie die Ergebnisse wirtschaftlich umgesetzt werden können. Dabei werden die Grenzen zwischen Disziplinen, Akteur:innen und Kompetenzfeldern aufgebrochen. So bündeln die Partner Kompetenzen aus den Bereichen Biotechnologie, Chemie, Verfahrenstechnik, Logistik, Wirtschaftswissenschaften, Sozialwissenschaften und Raumplanung ein.
„Die Hochschule Niederrhein beteiligt sich mit drei Teilprojekten. Die Projekte sind nicht nur fachbereichs-, sondern auch hochschulübergreifend angelegt. Wir sind überzeugt, dass unser Graduiertenkolleg einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Bioökonomie im Rheinischen Revier leisten wird“, sagt Professor Dr. Holger Beckmann, der die Projektkoordination an der HSNR übernimmt.
Seitens der HSNR sind gleich drei Institute am Graduiertencluster beteiligt: das Institut für Geschäftsprozessmanagement und IT (GEMIT), das Institut für Lacke und Oberflächenchemie (ILOC) und das Niederrhein Institut für Regional- und Strukturforschung (NIERS). Die Promovierenden Maximilian Hummel (GEMIT) und Florian Grebe (NIERS) arbeiten innerhalb des Clusters an der Prozessoptimierung zur effizienten Nutzung biogener Rohstoffe und untersuchen zudem die regionalwirtschaftlichen Voraussetzungen und Folgen einer Bioökonomie im Rheinischen Revier.
„Im Rahmen des Innovationsbereich ,Intelligente Logistik‘ erforschen, entwickeln und setzen wir Prozesse zur Umwandlung heimischer Biomasse in Carbonsäureester um, die als umweltfreundliche Schmiermittel und Weichmacher Anwendung finden sollen. Besonders im Fokus stehen dabei die effiziente Rohstoffnutzung und die Reduzierung der Umweltbelastung durch optimierte Verfahrensketten“, erklärt Maximilian Hummel.
Der Innovationsbereich “Flexible Nutzung neuer Rohstoffpotenziale”, an dem das Institut ILOC beteiligt ist, entwickelt neue Recycling-Konzepte für Kautschuk, um lineare Wertschöpfungsketten in eine Kreislaufwirtschaft zu transformieren. Durch enzymatische und chemische Depolymerisation sollen Kautschukmoleküle schonend aufbereitet und für die Herstellung neuer Polymere genutzt werden. „Dies fördert den Ressourcenschutz und bietet der Polymerindustrie ein nachhaltiges Alleinstellungsmerkmal, insbesondere für Firmen im Rheinischen Revier“, sagt Doktorand Aleksandr Lobanov.
Ein weiterer Fokus des Clusters liegt auf der Unternehmensgründung: Die während der Ausbildung gewonnenen Erkenntnisse sollen die jungen Menschen für die eigene Start-up-Gründung mitnehmen. Hierbei werden die Promovierenden während des gesamten Gründungsprozesses vom Graduiertencluster unterstützt.
Quelle: Hochschule Niederrhein
Von links nach rechts: Die Auftaktveranstaltung des Graduiertenclusters AUFBRUCH besuchten Prof. Dr. Angelika Krehl, Maximilian Hummel, Florian Grebe und Prof. Dr. Kathleen Diener. | Foto: HSNR