Niederrhein/ Krefeld. Eine Gruppe von Experten und Expertinnen aus dem Netzwerk des Vereins Agrobusiness Niederrhein e.V. besuchte kürzlich einen Innovationstreiber der Landwirtschaft am Niederrhein, um neueste Entwicklungen im Bereich der Agrarautomatisierung zu erkunden: die AI.Land GmbH.
Das 15-köpfige Team um Geschäftsführer Dr. Josef Franko ist seit Januar am Standort in Krefeld, in direkter Nachbarschaft seines heimischen Milchviehbetriebs. „Die letzten drei Jahre haben wir in einem alten Industriegelände ohne Heizung verbracht – dort hatten wir zwar viel Platz für unsere Entwicklungen, aber wir sind sehr froh um die neuen Möglichkeiten und Flächen hier am Lefkeshof“, sagt Dr. Simon Maike, der maßgeblich das Projekt DaVegi leitet, eines von insgesamt sechs Projekten im Bereich der Agrarrobotik.
„Als junges Unternehmen sind wir nicht wie andere Start-ups von der nächsten Investorenrunde und externen Geldgebern abhängig. Wir finanzieren uns durch Ingenieursleistungen und Auftragsforschung. Dadurch können wir auch unsere eigenen Projekte tragen.“ sagt Josef Franko. So finalisiert die AI.Land GmbH zum Beispiel in einer Kooperation mit der Bayer AG gerade den Prototyp eines Agrarroboters, der durch präzise Applikation auf dem Acker zwischen 95 und 98% Chemie einsparen kann.
Neben Präzisionslandwirtschaft beschäftigt sich das Team in Krefeld intensiv mit dem Gemüseanbau: Ziel ist ein vollautomatisierter Anbau von gemischten Kulturen auf derselben Fläche. Im Gegensatz zur herkömmlichen Flächenbewirtschaftung betrachtet der KI-gestützte Ansatz jede Pflanze einzeln. Durch maschinelles Lernen können Wasser, Dünger und Pflanzenschutz maßgeschneidert auf jede einzelne Pflanze ausgebracht werden. Diese Spot-Farming-Strategie, selektiv von der Aussaat bis zur Ernte, sichert einen minimal invasiven, ressourcenschonenden Anbau im Freiland. Und dann? Auch die Ernte ist vollautomatisiert: Ziel ist eine fertig konfektionierte, bunt gemischte Gemüsekiste, nachts geerntet, morgens ausgeliefert, feldfrisch direkt beim Kunden.
„Wir haben hier in NRW ein riesiges Potenzial für Gemüsebau. Und wieder diverser anzubauen, das stärkt die Resilienz unserer Region. Unsere Lösung kann dazu beitragen, wieder mehr Wertschöpfung auf die Flächen zu holen“, so Franko. Erreichen ließe sich dies zum Beispiel durch den Anbau von hochpreisigen, arbeitsintensiven Kulturen wie Blumenkohl oder Brokkoli, die mittlerweile im Freilandanbau eine Seltenheit darstellen. „Wichtig ist nur, dass wir das Wissen darüber erhalten. Viele Landwirte sind spezialisiert und auf Effizienz ausgerichtet. Unsere Idee ist, die Spezialisierung nicht weiter auszudehnen, sondern die Betriebszweige wieder zu integrieren. Unter anderem auch durch den Nutzen von lokalen Düngemitteln und Reststoffen“, führt Franko weiter aus.
Auf der Versuchsfläche konnte sich die Besuchergruppe ein Bild vom Gemüseroboter „DaVegi“ machen. Der semi-mobile Roboter, ausgestattet mit PV-Modulen, bewegt sich energieautark über eine kreisförmige Fläche. Rund um die gemischten Gemüsebeete sind Grün- und Blühstreifen geplant, einige Rübenversuche entstehen an den Randflächen.
Quelle: Agrobusiness Niederrhein e.V.
Unter den Teilnehmenden waren Expertinnen und Experten der Branche, Fachleute der Landwirtschaftskammer und Hochschulen. | Foto: Agrobusiness Niederrhein e.V.