25. Juni 2024

Hochschule Niederrhein strebt bis 2035 Klimaneutralität an

Krefeld/ Mönchengladbach. Um dem Klimawandel und den stetig steigenden Temperaturen entgegenzuwirken, will die Hochschule Niederrhein (HSNR) so schnell wie möglich ihre Emissionen senken. Das Ziel: Klimaneutral werden bis 2035. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, hat die HSNR ein Klimaschutzkonzept erarbeitet.

Dieses Konzept resultiert aus einem Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie und stellt die Ausgangslage inklusive der Klimabilanz der HSNR dar. Es definiert die Ziele der Hochschule, zeigt Maßnahmen auf, wie diese Ziele erreicht werden können, und sorgt mit dem Controlling-Konzept für deren Einhaltung.

Durch kurz- und langfristige Klimaschutzmaßnahmen sollen die CO2-Emissionen deutlich gesenkt werden. Sowohl im Bereich der Gebäudeversorgung mit Wärme und Strom als auch im Bereich des Hochschulfuhrparks strebt die HSNR die Klimaneutralität an. Nach Möglichkeit möchte die Hochschule Niederrhein auch weitere Emissionen, die beispielsweise durch Pendlermobilität entstehen, verringern.

Als Etappenziel plant die Hochschule bis 2030 eine 40-prozentige Einsparung der Emissionen, die durch die Energieversorgung und den Kraftstoff-Ausstoß des Fuhrparks entstehen. Ausgewählte Maßnahmen erfolgen in enger Abstimmung mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, der Vermieter der meisten Hochschulgebäude ist.

Wo es Handlungsbedarf gibt, belegen die jüngst ausgewerteten Zahlen: Im Jahr 2022 entstand an den drei Standorten in Krefeld und Mönchengladbach ein Gesamtenergieverbrauch von 19,8 Gigawattstunden (GWh) – 10,1 GWh davon entfielen auf Gas, 7,3 GWh auf Strom und 2,3 GWh auf Fernwärme. Zum Vergleich: Das entspricht einem Stromverbrauch von 1.800 Einfamilienhäusern und einem Wärmeverbrauch von 600 Einfamilienhäusern.

Insgesamt hat die HSNR 9.854 Tonnen an CO2-Äquivalenten emittiert – allein 2.000 Tonnen durch den Gasbezug und 7.000 Tonnen durch die Pendlermobilität. Insgesamt kommt das dem CO2-Fußabdruck von 800 Personen in Deutschland gleich.

Weil die HSNR seit 2020 vom TÜV SÜD zertifizierten Ökostrom (Stromerzeugung aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien) bezieht, werden dadurch jährlich bereits rund 3.200 Tonnen CO2 eingespart. Ungeachtet dessen soll der Strombezug weiter sinken, indem die Beleuchtung auf LED

umgestellt und Photovoltaik-Anlagen (PV) auf den Dächern installiert werden.  

Maßnahmenpaket 1: Photovoltaikanlagen
Die HSNR hat bereits ein Planungsunternehmen und einen Statiker mit einer Potenzial- und Machbarkeitsanalyse beauftragt. Diese sollen ermitteln, wo und in welchem Umfang PV-Anlagen auf Hochschulgebäuden geeignet sind. Beide Dienstleister haben Erfahrungen mit dem Denkmalschutz, sodass sie versiert sind mit den besonderen Vorschriften von historischen Bauten, wie sie vor allem am Campus Mönchengladbach stehen.

Als konkretes Beispiel dient das kürzlich eröffnete Chemie-Technikum am Standort Krefeld West. Auf dem begrünten Dach wurden einige Photovoltaik-Anlagen installiert. Das Gebäude wurde zudem vorausschauend nach dem derzeit noch nicht verpflichtenden Energiestandard KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) 55 gebaut. Mit dem BNB (Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen)-Silberstandard erfüllt die HSNR weitere Nachhaltigkeitsaspekte – vor allem mit Blick auf die Umweltauswirkungen von Baustoffen über den Lebenszyklus des Gebäudes, eine hohe Qualität der Gebäudetechnik sowie gesundheitliche Aspekte wie der thermische Komfort und die Sicherheit der Personen.

Damit hat die Hochschule mehr als die für Neubauten gültigen energetischen Vorschriften umgesetzt. Auf diese Weise werden am Chemie-Technikum zusätzlich 27 Prozent weniger Energie verbraucht als bei normalen Vorschriften.

Am Textil-Campus in Mönchengladbach wird sich in dieser Hinsicht noch viel tun: Hier fiel vor wenigen Wochen der Spatenstich für den Ersatzneubau der Textilhalle (Gebäude H). Wie das Chemie-Technikum wird diese deutlich besser gedämmt sein. PV-Anlagen auf dem Dach senken den Energieverbrauch langfristig weiter. Solche sind auch für Gebäude W geplant.

Maßnahmenpaket 2: Energie-Einspar-Contracting
Am Hochschulstandort Krefeld Süd sollen Gebäudesanierungen des BLB über den Weg eines Energie-Einspar-Contracting ausgeführt werden. Ziel ist es auch hier, Strom und Wärme einzusparen. Dafür inspiziert externes Fachpersonal im Vorfeld die Gebäude und Gebäudetechnik der HSNR, entwickelt wirtschaftliche Energiesparmaßnahmen und führt diese anschließend durch.

Maßnahmenpaket 3: Wärmeumstellung am Campus Krefeld West
Die beiden Gaskessel am Standort Krefeld West sollen durch klimaneutrale Alternativen ersetzt werden. Aufgrund des vorhandenen Fernwärmenetzes in Krefeld strebt die Hochschule insbesondere eine Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Krefeld (SWK AG) an.

Aber auch viele kleinere Schritte tragen zur weiteren Senkung von Treibhausgas-Emissionen und zur Steigerung der Nachhaltigkeit bei: An zwei von drei Standorten wurden Blumenwiesen zur Förderung des Insekten- und Artenschutzes gepflanzt. Zwei Elektrofahrzeuge ersetzen seit diesem Jahr Dienstwagen mit Verbrennermotoren, weitere sollen folgen. Trinkwasserspender und standardisierte Mülltrennsysteme werden in Kürze installiert.

„Die Klimaneutralität im Jahr 2035 zu erreichen, ist ein ambitioniertes Ziel, da vor allem Großprojekte nicht von heute auf morgen umsetzbar sind. Doch damit wollen wir zeigen, wie viel der HSNR am Klimaschutz liegt.

Wir müssen jetzt schon gemeinsam mit allen Hochschulangehörigen versuchen, jedes mögliche Gramm CO2 einzusparen. Deshalb bringen wir neben Großprojekten auch viele kleinere Klimaschutzmaßnahmen auf den Weg. Wichtig für uns ist dabei, dass der Hochschulbetrieb in keiner Weise beeinträchtigt wird“, sagt HSNR-Klimaschutzmanager Kevin Kaiser.

Quelle: Hochschule Niederrhein

Photovoltaik-Anlagen, wie sie auf dem neuen Chemie-Technikum in Krefeld West installiert sind, sollen künftig auch an anderen Gebäuden der HSNR einen Beitrag leisten auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035. | Foto: Thomas Lammertz/ HSNR