19. Juni 2024

NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT DER ZUKUNFT ERLEBEN

Kleve/ Kamp-Lintfort. Anfang Juni fand an der Hochschule Rhein-Waal (HSRW) erstmals die Agroforst Sommerwoche statt. In Vorlesungen, Workshops und Exkursionen wurde verschiedenen Gruppen das Konzept Agroforst – die Kombination von Gehölzen mit Ackerkulturen und/oder Tierhaltung auf einer Fläche – nähergebracht. Und vielleicht dazu beigetragen haben, die Scheu und Vorbehalte vor dieser uralten Praxis reduziert zu haben. Denn das System Agroforst mag komplexer in der Bewirtschaftung sein, bietet allerdings viele positive Effekte, wie z.B. ein geringerer Einsatz von Pestiziden, eine Sicherung der Artenvielfalt oder ein erhöhter Erosionsschutz.

Kinderuni weckt Neugierde für ökologische Themen
Der Startschuss zur Agroforst Sommerwoche fiel am 3. Juni mit einem Vortrag bei der Kinderuni der Hochschule Rhein-Waal (HSRW). Anna-Lea Ortmann, Doktorandin im Agroforst Reallabor des Projekts TransRegINT, fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer*innen im Alter von 8 bis 12 Jahren, indem sie auf anschauliche Weise die Grundlagen nachhaltiger Landwirtschaft vermittelte. Besonderes Augenmerk legte sie dabei auf das innovative Konzept des Agroforsts. Hier wurde der Grundstein gelegt, Kinder frühzeitig für die nachhaltige Landwirtschaft zu sensibilisieren und ihre Neugierde für ökologische Themen zu wecken.

Baumrallye bietet praktische Übung
An Studierende der Hochschule Rhein-Waal aus den Bachelorstudiengängen Agribusiness und Sustainable Agriculture richtete sich das Angebot der Baumrallye, die an zwei Tagen im Forstgarten Kleve durchgeführt wurde. Der Forstgarten in Kleve verfügt über einen abwechslungsreichen Baumbestand, darunter eine Vielzahl botanisch wertvoller Bäume. Zudem hat die Stadt Kleve in einem Teil ein Obstbaum-Arboretum angelegt. Ein idealer Ort, um Bäume spielerisch kennenzulernen. Und so erkundeten die Studierenden auf kreative und lehrreiche Art den Forstgarten und seinen Baumbestand und erschlossen sich zusätzliches Hintergrundwissen zu den Bäumen.

Agroforst-Betriebe direkt erleben
Neben einer ausschließlich Studierenden vorbehaltenen Exkursion zu den Agroforst-Betrieben Berkhöfel in Bedburg-Hau und Schanzenhof in Alpen, gab es auch für Interessierte außerhalb der Hochschule die Möglichkeit einen Agroforst zu besichtigen. Pia Haartz vom Hof Birgel in Kalkar machte in einer öffentlichen Tour durch den Walnuss-Agroforst erlebbar, wie Landwirtschaft und Naturschutz Hand in Hand gehen. Über 60 Bäume verschiedener Walnusssorten wurden zu Beginn des Jahres gepflanzt. Zwischenzeitlich hat Familie Haartz eine neue Fläche mit Haselnusssträuchern und Haselnusshochbäumen angelegt, die von den Teilnehmenden begangen werden konnte. Die Wurzeln der Pflanzen wurden mit Trüffelsporen geimpft. Daraus ergeben sich zwar besondere Pflegeansprüche, aber auch die Hoffnung, in fünf bis zehn Jahren dort neben Haselnüssen auch Burgundertrüffel ernten zu können.

Den Studierenden bot sich die Gelegenheit zwei Agroforstbetriebe mit unterschiedlichem Fokus zu besichtigen. Der Biohof Berkhöfel legt in Kooperation mit dem Verein Landschaftspflege im Kreis Kleve (LIKK e.V.) Streuobstwiesen an, die von den eigenen Schafen beweidet werden. Der Schanzenhof hat neben der Milchviehhaltung Agroforstwirtschaft in seine Aktivitäten integriert.

Erster Agroforststammtisch am Niederrhein
Im Seminarraum des Tropengewächshauses fand am 7. Juni der erste Agroforst-Stammtisch für Landwirt*innen statt. Ein Volltreffer: Rund 25 Personen aus der landwirtschaftlichen Praxis trafen sich für einen regen Austausch. Es wurden Fragen gestellt und beantwortet, Erfolge, Ideen und Herausforderungen geteilt. Der Stammtisch soll in zweimonatlichem Turnus fortgeführt werden und mit Betriebsbesuchen sowie Besichtigungen künftiger Agroforstflächen in der Region verbunden werden.

Entstehung und Bedeutung von Böden in Streuobstwiesen
Gemeinsam mit dem LIKK e.V. sorgten Prof. Dr. Florian Wichern von der HSRW und Dr. Stefanie Heinze von der Ruhr-Universität Bochum in dem Workshop „Boden in Streuobstwiesen“ für schmutzige Hände und ein besseres Verständnis von Böden. Die Teilnehmenden trafen sich auf einer Streuobstwiese in Neulouisendorf. Dabei vertieften sie ihr Verständnis für die Bedeutung des Bodens für die Pflanzen.

Fazit

Das Team Agroforst Reallabor hat sich mit der Agroforst Sommerwoche erfolgreich der Herausforderung gestellt, verschiedene Adressaten zu erreichen. Von der Einführung in Agroforstsysteme über die Sensibilisierung bis zum Expertenaustausch und in die Tiefe gehenden praktischen Veranstaltungen waren die verschiedenen Wissens- und Kompetenzniveaus hervorragend abgedeckt. Dem stimmen auch die Teilnehmenden zu, die insbesondere die professionelle Organisation der informativen Veranstaltungen lobten.

Hintergrund
TransRegINT – Transformation der Region Niederrhein: Innovation, Nachhaltigkeit, Teilhabe
Mit dem Projekt ‚TransRegINT – Transformation der Region Niederrhein: Innovation, Nachhaltigkeit, Teilhabe‘ hat sich die Hochschule Rhein-Waal zum Ziel gesetzt, den nachhaltigen Wandel in der Region wissenschaftsbasiert mitzugestalten. Gefördert wird das Projekt durch das Programm ‚Innovative Hochschule‘ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Diese Förderinitiative unterstützt Hochschulen dabei, aus Forschungserkenntnissen kreative Lösungen für die drängenden Herausforderungen unserer Zeit zu finden. Bis Ende 2027 wird ‚TransRegINT‘ mit Fördergeldern in Höhe von knapp zehn Millionen Euro gefördert. Dies ermöglicht es, Lösungen zu erarbeiten, um die Zukunft in der Region im Sinne der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zu gestalten. Die Transformationsprojekte bei TransRegINT sind Forschungsprojekte, die zeitgleich als Austauschstellen zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft fungieren. Sie beziehen sich auf eines der insgesamt 17 der UNO. Das Agroforst Reallabor ist das Forschungsprojekt zu Entwicklungsziel Nummer 15: Leben an Land. Es befasst sich allerdings auch mit Entwicklungsziel Nummer 13: Maßnahmen zum Klimaschutz.

Quelle: Hochschule Rhein-Waal

Begehung eines neuangepflanzten Agroforsts. | Foto: 2024.06.07 AgroforstSommerwoche © Jannis Menne, HSRW