Mönchengladbach. Bereits zum dritten Mal hat Mönchengladbach Ende Februar Unternehmen, Wissenschaft, Start-ups, Kommunen und Experten auf dem SmartCity-Summit.Niederrhein zusammengeführt. Ziel des „Gipfeltreffens“ (Summit) ist es, sich zu Projekten, Ansätzen und Lösungen rund um die digitale und vernetzte Stadt von morgen auszutauschen. Doch nicht nur in den Messehallen des Summits, sondern auch im Stadtgebiet von Mönchengladbach nehmen smarte Ideen zunehmend Gestalt an. Für immer mehr Projekte, die Mönchenglabdach in seiner Smart-City-Strategie skizziert hat, gibt es inzwischen eine Förderzusage.
Kira Tillmanns, Leiterin des Smart City Programms, kommentiert: „Die Entwicklung von Mönchengladbach zu einer Smart City ist ein spannender Prozess, der durch die zunehmende Realisierung innovativer Projekte wie der Drohnenlogistik, dem Aufbau eines LoRaWAN-Netzwerks und der Einführung eines Digitalen Zwillings vorangetrieben wird. Diese Initiativen zeigen, wie wichtig es ist, Technologie und Daten sinnvoll zu nutzen, um unsere Stadt effizienter, nachhaltiger und lebenswerter zu gestalten. Wir sind stolz darauf, dass Mönchengladbach eine Vorreiterrolle in der digitalen Transformation einnimmt und sich aktiv an der Gestaltung der Städte der Zukunft beteiligt.“
Forschungsprojekt: Drohnenlogistik
Wie können Drohnen im städtischen Umfeld sicher eingesetzt werden und zu einem gesellschaftlichen Mehrwert beitragen? Dieser bisher ungeklärten Frage nimmt sich ein Forschungsprojekt zur Drohnenlogistik an. Das Projekt hat Modellcharakter und kann als Referenz für bundesweit geltende Leitlinien zum Drohnenflug dienen, bei denen auch städtische Anforderungen berücksichtigt werden – insbesondere im Hinblick auf die sich entwickelnden Drohnenlogistikstrategien wirtschaftlicher Akteure. Mit der Umsetzung des Projekts hat der Programmbereich Smart City der Stadt den Flughafen Mönchengladbach beauftragt. Umgesetzt werden solche Anwendungsfälle, die die Daseinsvorsorge gewährleisten und die Lebensqualität verbessern. Dabei werden demnächst medizinische Proben vom Krankenhaus zum Labor transportiert. Gerade in der Medizin können Drohnen klimaneutral Ergänzungen zu Rettungshubschraubern oder Kleinflugzeugen sein und so einen wichtigen, unter Umständen lebensnotwendigen Dienst für die Gesellschaft erbringen. Bewegte Stadt: Eine Stadt im LoRaWAN Datenstrom Keine smarte Lösung ohne eine gute Analyse. Und für diese braucht es vor allem Daten, Daten, und Daten! Und das am besten datenschutzkonform und in Echtzeit. Die Lösung liegt im sogenannten LoRaWAN; einem Netzwerkprotokoll, über das sich nur kleine Datenpakete (also etwa Sensordaten, aber keine Fotos und Videos) senden lassen, das dafür aber sehr energiesparend und zuverlässig funktioniert. Ein LoRaWan-Funknetz hat der Smart-City-Programmbereich der Stadt bereits aufgebaut. In dieser Maßnahme geht es nun darum, die Technik mit den LoRaWan-Netzen der Nachbarkommunen kompatibel zu machen und vor allem, sie für konkrete Analysen zu nutzen. Mithilfe von Sensorik sollen künftig etwa Echtzeitdaten zu Kaltluftströmen in der Bockerter Heide (Grenzgebiet zu Viersen) geliefert und Verkehrsströme rund um verschiedene Gewerbeansiedlungen im Stadtgebiet erfasst werden. Auch die Auswirkungen von Niederschlägen auf Wassermengen, -bewegungen und -qualitäten in unterschiedlichen Gewässern und technischen Bauwerken sollen gemessen werden. In einer anderen Teilmaßnahme ist geplant, mithilfe von Hightech-Sensoren Bienen als fliegende Datenquellen einzusetzen. Alle Daten-Analysen sollen mittelfristig dazu genutzt werden, die Auswirkungen stadtplanerischer und ökologischer Maßnahmen besser prognostizieren zu können.
Digitaler Zwilling
Im Mönchengladbacher Stadtgebiet gibt es ihn bereits: den „Digitalen Zwilling“. Gemeint ist damit ein virtuelles 3D-Abbild der Stadt. In dieses Modell können unterschiedliche Daten eingespielt und punktgenau verortet werden. Das können etwa Umweltdaten, Verkehrsdaten oder bauliche Planungsdaten sein. Mithilfe des Digitalen Zwillings lassen sich so Pläne für Bauvorhaben, für Begrünungen oder für eine geänderte Verkehrsführung visualisieren. Das erleichtert die Abstimmung zwischen den Verantwortlichen und die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Neben der virtuellen Bürgerbeteiligung in 3D, die bereits bei der geplanten Umgestaltung des Adenauerplatzes getestet wurde, lassen sich auch die voraussichtlichen Auswirkungen von Vorhaben künftig im Vorfeld simulieren. Dazu gehören städtebauliche Maßnahmen oder auch die Verkehrssteuerung. Smart im Park Labor Die Stadtparks Bunter Garten und Stadtwald Rheydt als zentrale Grünanlagen in der Stadt werden innerhalb dieser Maßnahme zu Reallaboren für digitale Bürgerangebote in Parks und für eine datenbasierte Grünanlagengestaltung. Dahinter steckt ein ganzes Paket smarter Maßnahmen, die künftig genutzt werden sollen oder punktuell bereits erprobt werden. Die Bandbreite umfasst zum Beispiel Anwendungen, um Besucherströme datenschutzkonform zu erfassen, den Schallpegel an Spielplätzen zu messen oder um Diebstahlschutz bei Abfallgefäßen und Parkmobiliar zu gewährleisten. Neben der Naherholung steht die Ökologie im Fokus. Etwa bei dem Vorhaben, Bäume mithilfe der gemessenen Bodenfeuchtigkeit und Wolkendichte automatisiert zu bewässern oder Schädlinge mittels „Baumsensorik“ gezielt zu bekämpfen. Citizen Lab Das Citizen Lab wird ein Erlebnis- und Wissensort. Hier werden die Aktivitäten rund um die „Smart City“ und die Digitalisierung in Mönchengladbach veranschaulicht, erfahrbar und teilweise mitgestaltbar. Innerhalb des Labs – kurz für laboratory, dt. Labor – werden Bürgerinnen und Bürger Technologien ausprobieren können, etwa den souveränen Umgang mit Sensorik und Daten. Gleichzeitig wird in diesem Rahmen ein Austausch mit der Stadtverwaltung und ein Beitrag der Menschen zu den geplanten Digitalisierungsprojekten stattfinden. Bürgerinnen und Bürger sollen hier nach dem sogenannten „Citizen-Science-Ansatz“ gemeinsam an Projektbestandteilen arbeiten. Auch niederschwellige Angebote zur Medienkompetenz, digitaler außerschulischer Bildung und der kritischen Auseinandersetzung mit Digitalisierung finden einen Platz. Verortet ist das Citizen Lab in den bereits bestehenden Räumlichkeiten der Zentralbibliothek, die eine Mischung aus Vortragsräumen und offenen Werkstätten bietet. Die Aktivitäten werden in enger Abstimmung mit anderen Bildungsinstituten stattfinden, sodass eine gemeinsame Vernetzung stattfinden kann. Urban Data Hub Um im Datendschungel der smarten Stadt die Fäden zusammenzuführen, gibt es eine eigene Maßnahme zur Einrichtung eines Urban Data Hub. Damit gemeint ist die notwendige Infrastruktur, um die Vielzahl der Daten in eine gemeinsame Datenumgebung einzuspeisen und dort für alle relevanten Zielgruppen abrufbar zu machen. Was auf den ersten Blick selbstverständlich klingt, scheitert schon bei der heutigen Datenlage häufig an unterschiedlichen Formaten, fehlenden Schnittstellen und nicht miteinander vernetzten Datensilos. Ein Teilbereich des Urban Data Hubs ist deshalb das verwaltungsinterne Data Warehouse (DWH), in dem über alle Fachbereiche hinweg Daten automatisiert gesammelt, harmonisiert und datenschutzkonform bereitgestellt werden. Für die öffentlich abrufbaren Informationen ist ein Open Data Portal geplant. Mit der sogenannten Urbanen Datenplattform (UDP) soll zudem eine zentrale „Datendrehscheibe“ eingerichtet werden, in der städtische und nicht-städtische Daten zusammengeführt werden.
Über die Smart City Mönchengladbach
Im Rahmen des Förderwettbewerbes „Modellprojekte Smart Cities“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) wird die Stadt Mönchengladbach seit Januar 2021 gefördert. Als eine der ausgewählten Modellkommunen entwickelt und erprobt Mönchengladbach sektorenübergreifende digitale Strategien und Lösungen für das Stadtleben der Zukunft. In der ersten Förderphase hat Mönchengladbach eine Smart-City-Strategie entwickelt, die die Grundlage für die einzelnen Maßnahmen bildet. In der aktuellen, zweiten Förderphase geht es darum, die einzelnen Smart-City-Projekte umzusetzen, Erfahrungswerte zu sammeln, diese mit anderen Kommunen zu teilen und so die Grundlagen für die Entwicklung hin zu smarten Städten bundesweit voranzubringen.
Quelle: Stadt Mönchengladbach
Sensortechnik – wie hier auf einem Messestand des SmartCity-Summit.Niederrhein zu sehen, ist eine wichtige Grundlage für die Entwicklung einer smarten Stadt. | Foto: Stadt Mönchengladbach